Kurz gespixt

Unterhaltsames aus dem Museumsleben

Johann Baptist Ritter von Spix war herausragender Wissenschaftler. Gleichzeitig ist er auch ein beeindruckender Abenteuerer, der mit Mut und Ausdauer die Tür zu unserer heutigen modernen Welt aufstieß. Leben und Arbeit des bedeutendsten Höchstadters sind in Facetten weitaus spektakulärer, als es sich Autoren wie Karl May oder Robert Louis Stevenson jemals hätten ausmalen können.

Zu Spix‘ Lebzeiten steckten die Massenmedien noch in den Kinderschuhen. Hätte der weltoffene Naturkundler bereits Facebook oder Instagram zur Verfügung gehabt, er hätte eine breite Öffentlichkeit an seinen Reisen und Forschungsergebnissen teilhaben lassen. Heute erreichen in Sekunden erstellte Selfies in kurzer Zeit ein Millionenpublikum. Damals mussten in stundenlanger Handarbeit Skizzen und Gemälde erstellt werden, die dann oft in Fachpublikationen oder Archiven verschwanden.

Unter der Rubrik „Kurz gespixt“ geben wir Ihnen Einblick in die Lebenswelt des Aischgründer Forschers, der sich mit Alexander von Humboldt hätte messen können, wäre sein Leben nicht von so kurzer Dauer gewesen. Wir freuen uns, wenn der eine oder andere Post an dieser Stelle Ihr Interesse weckt und wir Sie einmal während unserer Öffnungszeiten in unserem kleinen Museum begrüßen dürfen.

Ein Tipp: Verpassen Sie keine Ausgabe von „Kurz gespixt“. Folgen Sie uns auf Facebook oder Instagram.

Das Klappern des Frühlings

14.04.2022

Im Frühjahr steigt in den Baumrinden der Saft auf. Dann schlagen die Spechte mit ihrem spitzen Schnabel die Saftbahnen an. Denn herausquellenden Saft trinken sie, um den über den Winter leergelaufenen inneren Akku vor der Paarungszeit aufzufüllen.

Das letzte isotonische Getränk für die hier gezeigten Vögel liegt jedoch schon einige Zeit zurück. Denn diese beiden Goldmaskenspechte, ein männliches und ein weibliches Exemplar, sind bereits 200 Jahre alt (melanerpes flavifrons). Diese beiden Spechte hat der in Höchstadt geborene Zoologe Johann Baptist von Spix auf der Brasilienexpedition von 1817 bis 1820 gesammelt, nach München mitgebracht und dort wissenschaftlich beschrieben.

Diese sehr kleine Spechtart besiedelt ein relativ großes Gebiet im zentralen östlichen Südamerika. Sie bewohnen feuchte Wälder und ernähren sich überwiegend von Früchten und Beeren. Das Obergefieder ist von einer violetten Tönung. Die Stirn, der Hals sowie der Nacken weisen eine gelbe Färbung auf. Der Kamm ist von einer scharlachroten Färbung.

Klingt spannend – und ist es auch. Macht Euch selbst ein Bild. Diese beiden Vogelpräparate wurden uns freundlicherweise vom Naturkundemuseum Bamberg ausgeliehen und sind im Spix-Museum in Höchstadt zu sehen.

Fischer mit Pfeil und Bogen

31.03.2022

Spix und Martius wurden bei ihrer Brasilienexpedition von mehreren Indianern begleitet. Dabei stellten sie fest, dass die Indigenen "in der Kunst des Fischfangs eine große Fertigkeit und sogar Kenntnisse besitzen, die bei uns in Europa gänzlich unbekannt sind. Die Jagd auf Fische geschieht mit Lanzen, Wurfspießen, Angeln und Netzen".

Es ist anzunehmen, dass Spix selbst mit den Grundzügen des Fischens vertraut gewesen ist. Immerhin verbrachte er seine Kindheit im Aischgrund – und damit im Herzen Europas größter zusammenhängender Teichlandschaft. Angesichts seiner Erfahrungen mit der unlängst zum immateriellen Weltkulturerbe erhobenen, traditionellen Teichwirtschaft muss die im Amazonasgebiet populärste Art der Fischerei besonders befremdlich auf Spix gewirkt haben. Am beliebtesten ist dort die Jagd auf Fische mit Pfeil und Bogen. "Unglaublich ist die Geschicklichkeit, die der Indianer im Schusse auf pfeilschnell und unter der Wasserfläche dahineilende Fische bewährt. Er weiß die, durch die Brechung des Bildes im Wasser bewirkte, Täuschung zu berechnen und verfehlt selten sein flüchtiges Ziel".

Aus: Spix/Martius/Reise in Brasilien 1831. Foto: aus Spix/Agassiz 1829, dieses Bild ist nach Helbig 1998 dem Augsburger Maler Johann Moritz Rugendas zuzuschreiben

Terrorvögel - der neue Radiotatort

24.03.2022

Der Aischgrund, die Landschaft in der Johann Baptist Ritter von Spix aufgewachsen ist, wird von Störchen geprägt. Seit Jahrhunderten kreisen sie majestätisch um den malerischen Stadtturm oder die Festung Hohestete. Kein Wunder, dass auch der berühmte Naturforscher Spix von Vögeln fasziniert war.

Spätestens nach seiner Brasilienexpedition gehörte sein Herz insbesondere den Papageien. Kein Wunder, sind in Südamerika doch zahlreiche Arten heimisch – die neben ihrer Größe auch durch eine für Mitteleuropäer kaum vorstellbare Farbintensität beeindrucken. Das hat sich seit Spix kaum geändert, weshalb Aras immer wieder auch in Kino oder Fernsehen anzutreffen sind. Dass es die mit dem Spix-Ara nah verwandten Hyazinth-Aras nun sogar in den Radio-Tatort geschafft haben, ist allerdings doch überraschend.

Hyazinth-Aras sind mit einem Körpergewicht von 1,3 Kilo und einer Länge von bis zu einem Meter die größte flugfähige Papageienart der Welt. Ein mit unglaublichem Detailreichtum präpariertes Exemplar kann in unserem Museum besichtigt werden. Monika Geiers fiktiven Radio-Tatort „Terrorvögel“ können Sie hingegen zu Hause hören. Wir wünschen viel Spaß.

Schwarze Kaimane oder Mohrenkaimane...

22.03.2022

... sind riesig. Mit einer Länge von über sechs Metern belegen sie den Spitzenplatz unter den Raubtieren Südamerikas. Sie stehen an der Spitze der Nahrungskette und vertilgen alles, was ihnen über den Weg läuft. Dazu gehören große Tiere, wie Rinder, Pferde und auch Jaguare.

Der schwarze Kaiman lebt in den Überschwemmungsgebieten des Amazonasbeckens. Sein Körper ist dunkel gefärbt, was ihm seinen Namen eingebracht hat. Einen furchteinflößenden Kontrast dazu bildet der helle, besonders große Kopf. Obwohl die nachtaktiven Mohrenkaimane einen eher trägen Eindruck machen, sind sie zu Wasser und zu Land schnell unterwegs. Die Männchen wurden lange Zeit wegen ihres schönen Krokodilleders gejagt. Sie standen kurz vor der Ausrottung. Heute haben sich die Zahlen zum Glück ein wenig stabilisiert.

Johann Baptist von Spix hat den schwarzen Kaiman 1820 am Amazonas entdeckt. Im Zuge der Brasilien-Expedition hat er auch mehrere Exemplare nach München gebracht, ihn dort erstbeschrieben und ihm den Namen gegeben. Leider ist heuten nur noch ein Schädel vorhanden. Doch seine Ausmaße sind beeindruckend. Das Foto mit dem früheren Direktor der Zoologischen Staatssammlung München, Herr Prof. Ernst Josef Fittkau, lässt nur erahnen welche Dimensionen Schwarze Kaimane in freier Wildbahn annehmen können. Deutlich kleiner, aber nicht minder interessant, kommen da die Brillenkaimane daher. Eines dieser kleineren Krokodile ist als Tierpräparat im Spix-Museum zu besichtigen.

Spix-Museum fördert Forschung

17.02.2022

Das Spix-Museum in der Höchstadter Badgasse ist ein kleines Haus. Zudem wird es ehrenamtlich geführt und von Menschen in deren Freizeit zum Leben erweckt. Die Motive für dieses bürgerschaftliche Engagement sind vielfältig, wie auch die Ausrichtung des Spix-Museums.

Eine wesentliche Aufgabe besteht darin, das Andenken an Johann Baptist Ritter von Spix wach zu halten. Immerhin handelt es sich bei ihm um einen der bedeutendsten Söhne unserer mittelfränkischen Kleinstadt. Darüber hinaus verfolgen wir das Ziel, den fernen brasilianischen Regenwald erlebbar zu machen. Damals wie heute stellt er einen unverzichtbaren Lebensraum für seltene und bedrohte Tierarten dar. Diesen wertzuschätzen und zu erhalten war schon eine Sorge von Spix, der die Gefahren für das Ökosystem bereits erkannte. Damit war er seiner Zeit wieder einmal voraus.

Nach ihrer Rückkehr von der Brasilienexpedition im Jahre 1820 schrieben die beiden Naturwissenschaftler Spix und Martius einen dreibändigen Reisebericht mit 1388 Seiten. Dieser Bericht wurde von Goethe und Humboldt hoch gelobt. Der Reisebericht ist gleichermaßen heute noch eine der wichtigsten Informationsquellen über Brasilien in der damaligen Zeit. Er enthält neben der Beschreibung der Reise auch naturkundliche Beobachtungen. Des Weiteren sind viele Informationen über die Lebensweise und Sitten der brasilianischen Bevölkerung sowie über die Wirtschaft, Landwirtschaft und Bodenschätze vor Ort enthalten. Auch über 30 indigene Stämme wurden beschrieben. Damit ist Spix heute sowohl für Naturwissenschaftler als auch Historiker und Volkskundler eine bedeutsame Quelle.

Deshalb besitzt das Spix-Museum neben den für die breite Öffentlichkeit konzipierten Ausstellungsräumen inzwischen auch eine Bibliothek. Hier finden sich seltene Schriften von Spix oder zu seinem Wirken. Diese können nach vorheriger Absprache von wissenschaftlich arbeitenden Besuchern eingesehen werden. Darüber beispielsweise auch die drei Bände des seltenen Reiseberichts.

Ein stiller Star: Das Faultier

27.01.2022

Das Spix-Museum ist für Überraschungen gut. So bietet es die Möglichkeit, einem schüchternen Zeitgenossen auf den Pelz zu fühlen: dem Zweifingerfaultier. Heimlich still und leise ist es vor zwei Jahren in die Dauerausstellung „Lebensraum Amazonas eingezogen. Dort hat es sich einen Baum gesucht und diesen seither nicht mehr verlassen. Kein Wunder, denn das Zweifingerfaultier mag weder Schnee noch Kälte und schätzt unsere Breiten deshalb nicht besonders.

Zu Hause ist das Zweifingerfaultier im Regenwald. Es leidet deshalb stark unter den Folgen der fortschreitenden Abholzung. Einer Entwicklung, die auch Spix in seinen Tagebüchern bereits erwähnt und mit Sorge zur Kenntnis nimmt. Weil das Zweifingerfaultier in freier Wildbahn jedoch noch in verschiedenen Regionen anzutreffen ist, zählt es nicht zu den bedrohten Tierarten.

Gleichwohl ist es einer der Stars unserer Dauerausstellung. Denn es zeigt, wie sich der Alltag mit Ruhe und Gelassenheit meistern lässt. Denn sowohl im Museum als auch dem Urwald hängt es den ganzen Tag nur herum und vermeidet unnötige Bewegung. Deshalb sind Faultiere die einzige Gattung, bei welcher der Fellstrich gegen den Kopf verläuft – um diesen optimal zu schützen, wenn es im Regen hängt. Diese Besonderheit führte dazu, dass die von Spix im Rahmen seiner Brasilien-Expedition nach München verbrachten Faultiere zunächst stehend und mit falsch gekämmtem Fell präpariert wurden.

Diamantenwäscherei Curralinho/Tejuco/ Minas Gerais

14.04.2022

Minas Gerais ist in Brasilien das Bundesland mit den meisten Bodenschätzen. Schon vor Jahrhunderten wurden dort auch Gold und Edelsteine gefunden.

Die beiden Naturwissenschaftler Johann Baptist von Spix und Carl Friedrich Phillip von Martius besuchten im Laufe der Brasilienexpedition im Jahre 1819 die Diamantenwäscherei Curralinho. Sie sahen 20 schwarze Sklaven auf einem Brett im Bach sitzen, links und rechts in erhöhter Position je einen Aufseher. Die Sklaven holten mit einer Schüssel Wasser und Kies aus dem Bach, entfernten die größeren Kieselsteine und schüttelten und wässerten solange, bis nur noch wenig Material in der Schüssel verblieb. Entdeckten sie einen blinkenden Stein, nahmen sie ihn zwischen Daumen und Zeigefinger und legten ihn in der extra aufgestellte Schale ab. Wenn die Sklaven erneut ihre Schüsseln aus dem Bach füllten, mussten sie zuvor dreimal in die Hände

klatschen und Arme und Finger ausstrecken und damit anzeigen, dass sie keine Steine für sich behalten haben. Die Aufseher hatten die Sklaven stets im Blick und mussten dafür sorgen, dass alle Funde abgeliefert wurden. Spix und Martius hatten dieses Erlebnis in einem Bild festgehalten.

Brasilien war über lange Zeit der größte Sklavenmarkt der Welt. Erst im Mai 1888 wurde die endgültige Aufhebung der Sklaverei beschlossen. Brasilien war damit das letzte Land der westlichen Hemisphäre, das die Sklaverei abschaffte.

Quelle: Spix/Martius, Atlas 1831

Gürteltiere in Höchstadt

Nicht nur im Nürnberger Tiergarten, auch in Höchstadt gibt es fremdartige Tiere zu bestaunen. Zugegeben, anders als im Zoo sind unsere Exponate schon lange nicht mehr lebendig. Dafür können sie direkt aus der Nähe betrachtet werden. Nur so zeigen sich unglaubliche Details.

Wie zum Beispiel bei unseren Gürteltieren. In freier Wildbahn sind diese ausschließlich in Amerika, hauptsächlich Südamerika, beheimatet. Auf den ersten Blick kommen Gürteltiere ein wenig behäbig daher. Doch sind Sie trotz ihres Panzers schnell und beweglich. Es dürfte deshalb für Spix und sein Team eine Herausforderung gewesen sein, während der Brasilien-Expedition ein paar Exemplare dieser Spezies festzusetzen und nach Bayern einzuschiffen. Doch es gelang. Neben vielen Pflanzen und Kulturgütern hat Spix mehrere Tausend Tierarten gesammelt, nach Bayern gebracht und beschrieben, darunter auch Gürteltiere.

Die seit Kurzem im Spix-Museum beheimateten beiden Nacktschwanzgürteltiere (cabassous unicinctus), Mutter und Tochter, sind jedoch nicht ganz so alt. Sie haben in Brasilien am Amazonas gelebt und vor 60 Jahren den Atlantik überquert. Nach einem längeren Zwischenstopp in München sind sie nun Teil unserer Dauerausstellung und können während der Öffnungszeiten bestaunt werden.

Der Spix-Ara ist zurück

01.01.2022 - Foto: obs/ACTP e. V.

Zur Berühmtheit gelangte der blaue Spix-Ara durch den Hollywoodfilm "Rio", in dem die imaginiären zwei letzten Spix-Aras die Hauptrollen spielen. In der Realität ist die nach dem Höchstadter Forscher  benannte Art leider schon seit dem Jahr 2000 in freier Wildbahn ausgestorben. In menschlicher Obhut gibt es heute noch ca. 200 Vögel dieser Art.

Entdeckt wurde der Spix-Ara durch den in Höchstadt geborenen Zoologen Johann Baptist
von Spix während seiner Brasilienexpedition. Diese absolvierte er im Auftrag des bayerischen Königs in den Jahren 1817 bis 1820. Spix hat den Ara erstbeschrieben, gezeichnet und veröffentlicht. Ein Belegexemplar ist heute noch als Holotypus in der Zoologischen Staatssammlung München vorhanden.
 

Umso schöner ist es, das nun eine deutsche Institution bei der Wiederansiedlung der wundervollen blauen Papageien in der Caatinga in Brasilien maßgeblich beteiligt ist. Der ACTP e. V. in Schöneiche bei Berlin züchtet
schon seit Jahren Spix-Aras, um eine ausreichend groß Population für die Auswilderung zu schaffen. Im März letzten Jahres sind bereits 53 Spix-Aras von Berlin nach Brasilien geflogen worden. Dort bereiten sie sich in 45 Hektar großen Gehegen auf die Freiheit vor. Es ist eine große Freude dieses Projekt zu beobachten. Wenn eine fast ausgestorbene Vogelart erhalten werden kann, gibt das Zuversicht und Hoffnung. Mit dieser Zuversicht und Hoffnung wünschen wir Ihnen ein gutes und gesundes neues Jahr.

#spixmuseum

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